Einer der beliebtesten Orte der Bewohner Molfettas für ihre Spaziergänge ist der Hafen. Mit der Familie oder zu Zweit, an Feiertagen wie diesen wimmelt es hier von Menschen und die Luft ist erfüllt von einem Gewirr lebhafter Stimmen. Nicht selten trifft man hier auf distinguiert aussehende alte Männer, die in völliger Einsamkeit auf einer der Bänke am Hafen sitzen und den Horizont betrachten.
Wahrscheinlich handelt es sich dabei um alte Seeleute, die ihren Gedanken an Stürme, ausgelegte Netze und reichen Fang nachhängen. Hier kann man Sonnenuntergänge genießen, deren Strahlen die Stadtmauern aus Kalkstein und die Palazzi aus dem 18. Jahrhundert in orangegoldenes Licht hüllen.
Die vielen Bars bieten sich an, an einem der Tischchen im Freien einen Kaffee zu trinken und einen Moment der völligen Entspannung zu genießen. Heute ebenso wie einst ist Molfetta ein wirtschaftlich bedeutender Ort. Die Werft, der Fischfang und der Handel mit Fisch sind die Grundpfeiler der Wirtschaft Molfettas.
In der Werft werden Schiffe aus Eisen hergestellt, alte Boote restauriert, Inneneinrichtungen für Schiffe entworfen und hergestellt und traditionelle Holzboote gefertigt. Schauen Sie auch bei der Spiaggia della Maddalena (Magdalenenstrand)vorbei. Die Schiffsbauer, auch Meister der Axt genannt, werden sich freuen, Sie bei ihrer Arbeit zusehen zu lassen und Ihnen fantastische Geschichten zu erzählen. Wenn Sie an der Banchina Seminario (Kai) entlang spazieren, vorbei an den vertäuten Booten, gelangen Sie zum Leuchtturm.
Dieser ist einer der ältesten an der Adria, ein großer weißer Turm, der mit seinem blinkenden Licht die Schiffer in den sicheren Hafen lotst. Jene, die Nächte auf dem bewegten Meer erlebt haben, beschreiben ihn als Strahl der Hoffnung. Im vergangenen Jahrhundert dauerten Fischzüge oft Wochen und die Heimkehr war ein freudiges Ereignis, das die Herzen der Fischer mit Glück und Frieden erfüllte.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, steigen Sie die Wendeltreppe im Inneren des Leuchtturms hinauf. Von oben haben Sie einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Stadt. Von hier geht es dann weiter zur Banchina San Domenico (Kai des Hl. Dominik), vorbei am Fischmarkt, einem großen Gebäude aus dem Jahr 1929 mit seiner schlichten ebenmäßigen Fassade. Das ist nur der Eindruck, den das Gebäude nach außen hin vermittelt, denn in seinem Inneren wird jede Nacht ein belebter Fischmarkt abgehalten. Laute Stimmen rufen in den großen Hallen Preise aus, in einer Sprache, deren Worte für alle unverständlich sind, die nicht Teil dieser Welt aus Kisten voll mit frischem Fisch sind. Vielfältigste Farben leuchten von den Verkaufstischen, um sich später auf den Tellern der Restaurants mit anderen Nuancen beliebter Speisen zu vermischen.
Lässt man den Markt hinter sich, kommt man rechter Hand zu einer Treppe. Folgt man ihr, gelangt man direkt zur Chiesa di San Domenico(Kirche des Hl. Dominik) und der zugehörigen Fabbrica (Nebengebäude).
In diesem Gebäude befindet sich die Mostra Etnografica Permanente del Mare (Ethnografische Dauerausstellung des Meeres). Geht man durch den Kreuzgang und die enge Treppe hinunter, kommt man in das Reich Neptuns. Fischernetze hängen von den Wänden und auf den Tischen stehen sonderbare Vorrichtungen.
Die aufgereihten Seemannsknoten zeugen davon, dass das Leben auf See nicht aus einfachen Dingen besteht. Am Ende der Treppe kommt man in die große “Schneegrube” des Klosters, die aber eher den Eindruck einer Werkstatt vermittelt, beinahe einer kleinen Werft. Sägen, Hämmer, Schiffsbekleidung, Hanf und Teer sind auf Tischen und Wänden verteilt und machen deutlich, wie viel Arbeit im Bau eines Holzbootes steckt. Dort ist auch das Leben der molfettesischen Seeleute dokumentiert, mit ihren Seemannsbüchern und Urkunden, die sie auf ihren Seereisen begleiteten.
Wir tauchen aus den Tiefen dieser Welt der Seeleute ein wenig verändert wieder auf, denn jetzt sind wir in der Lage, zumindest ein wenig zu verstehen, wohin der Blick der alten Fischer gerichtet war, vielleicht nach Sizilien oder Albanien oder sogar nach Libyen. Kehren wir auf die Straße zurück.
Ein Geruch liegt in der Luft, Küchendüfte, Holzofenfeuer, Gewürze und guter Wein. Ob Sie nun nach rechts oder nach links gehen wollen, liegt allein bei Ihnen, denn nun können Sie den Fisch, von dem wir Ihnen bisher nur erzählt haben, in einem der vielen Restaurants am Hafen und in den angrenzenden Straßen genießen…und nicht nur! Wenn Sie auf der Via San Domenico in Richtung Corso Dante zurückgehen, kommen Sie auf die belebte Piazza Minuto Pesce (Fischmarktplatz).
Im antiken Kreuzgang der Chiesa di San Francesco (Kirche des Hl. Franziskus), die am Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde, wird Fisch im Detail verkauft. Die Farben des Meeres sind alle vertreten, Fettfische für den Calzone, duftende Meeresfrüchte, rote und orange Krustentiere, kleine Fische zum Frittieren und für die schmackhafte Fischsuppe, die sogenannte “ciambotte”.
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