Der molfetter Volkscharakter kommt in einigen Zeiträumen des Jahres stärker zum Ausdruck als in anderen. Will man die Besonderheiten dieser Stadt an der Adria kennenlernen, so ist der Tag des Jahrmarkts dafür besonders geeignet. An diesem Tag wird das Fest der zweiten Stadtpatronin, der Madonna dei Martiri[Madonna der Märtyrer] begangen. Die Straßen sind übervoll mit fröhlichen Menschen.
Touristen aus Nah und Fern kommen hierher, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Es wird empfohlen, diesen Tag mit einem reichhaltigen Frühstück zu beginnen, um für die vielen festlichen Veranstaltungen gestärkt zu sein. Wählen Sie dazu eine der Bars in der Altstadt, um bei den Vorbereitungen dabei zu sein. Der 8.
September ist der Höhepunkt des Festes. Am frühen Morgen schon kündigen die Feuerwerke die Eröffnung des Festes mit dem Tiermarkt an. Bei der Basilica della Madonna dei Martiri[Basilika der Madonna der Märtyrer] findet man Esel, Pferde und viele andere Tiere vom Bauernhof. Man kommt sich vor, wie auf einer Zeitreise ins Mittelalter, als der Jahrmarkt das erste Mal hier stattfand und die Leute auf den Straßen über den Preis eines Mastschweins verhandelten.
Aus dem Mittelalter stammt auch der Kult der Jungfrau, deren byzantinische Ikone in der Kirche aufbewahrt ist, die ebenfalls in dieser Zeit erbaut wurde. Überraschenderweise erscheint der Baustil im Kircheninneren jedoch keineswegs romanisch, denn die Kirche wurde im 19. Jahrhundert in ihrer heutigen größeren Form neu aufgebaut und das erklärt auch die neoklassischen Stuckarbeiten.
Erinnerungen an die mittelalterliche Vergangenheit gibt es jedoch allemal. Wenn Sie entdecken wollen, was die Kreuzritter dazu bewegte, das Heilige Land von den Ungläubigen zu befreien, so müssen Sie hinuntersteigen in das Heilige Grab.
Rechts vom Hochaltar, in der Kapelle, in der die Orgel untergebracht ist, führen einige Stiegen dorthin. Achtung auf den Kopf! Hier ruht beim schwachen Schein einiger Laternen der Leib Christi, nach der Kreuabnahme, in Erwartung seiner Auferstehung.
Die vom Rauch tausender Kerzen und Öllampen geschwärzten Wände verleihen dem Raum eine mystische Atmosphäre, Ausdruck jenes Geheimnisses des Glaubens, das es zu ergründen gilt. Verlassen wir nun diesen Ort und wenden wir uns anderen Dingen zu. Die Jahrmarktstände drängen sich dicht an dicht bis an den Kirchenvorplatz heran. Was immer Sie suchen, hier werden Sie es finden.
Von der Kleidung, über Landwirtschaftsgeräte, bis zu eingelegten Oliven, türkischem Honig und gebrannten Mandeln, tausend Farben und Düfte dringen hier auf Sie ein. Nachdem Sie die Jahrmarktstände hinter sich gelassen haben, kommen Sie zum Vergnügungspark, der zu diesem Anlass aufgebaut wurde.
Suchen wir unse in gutes Restaurant zum Mitagessen aus: In der Nähe befinden Sich einige hervorragende Fischlokale, Sie können sich aber auch für etwas Einfacheres entscheiden und eine der vielen Pizzerien mit eigenem Holzofen aufsuchen. Behalten Sie die Uhrzeit im Auge, denn um 15.00 h sollten Sie sich vor dem Portal der Basilika einfinden.
Festlich gekleidete und mit bunten Bändern geschmückte Seeleute aus Molfetta mit Rudern in den Händen pochen an das Portal und bitten die Klosterbrüder um Einlass, um die Madonna mit dem Kind in der Prozession umherzutragen.
Das Portal öffnet sich und die goldglänzende Statue erscheint. Die Prozession, an der viele Gläubige teilnehmen erreicht die Banchina San Domenico [Kai des Hl. Dominik]. Hier wird die Jungfrau an Bord eines Fischerboots gebracht und in einer eindrucksvollen Pilgerfahrt aufs Meer hinausgefahren.
Viele Gläubige folgen dem Simulakrum mit den verschiedensten Wasserfahrzeugen. Versuchen auch Sie einen Platz auf einem der Boote zu bekommen. Oft wird Ihnen an Bord ein köstlicher kleiner Imbiss gereicht. Um 20.00 h kehrt die Prozession in den Hafen zurück und die Statue wird zu den musikalischen Klängen der Stadtkapelle im Schein von tausenden Lämpchen, die den Tunnel der Festbeleuchtung bilden in die Kathedrale am festlich geschmückten Corso Dante[Korso Dante] getragen, während Gläubige Rosenblätter von den Balkonen streuen. Die bunt beleuchteten Kirchenfassaden an der Piazza Mazzini wirken majestätisch. Der barock anmutende Schmuck bereichert die Schönheit der Bauwerke und schenkt der Atmosphäre am Ende des Sommers Wärme. Aus den Schallkörpern dringen Opernarien und Mondscheinsonaten solange die Kapelle spielt. Licht und Farben wiederholen sich später beim traditionellen Feuerwerkswettbewerb.
In der Nähe der Basilika stehen drei Batterien dreier Feuerwerksmeister, wahren Künstlern der Pyrotechnik, die nacheinander im Dunklen gezündet werden.Tausende rubinrote, goldene, kobaltblaue und smaragdgrüne Sterne fallen vor den Augen des begeisterten Publikums auf dem Kirchenvorplatz vom Himmel. Keine Sorge, Sie haben noch die ganze Nacht vor sich, um auf dem Corso Umberto I [Korso Umberto I] entlang zu flanieren, der auch zu den Feststraßen gehört.
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