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Der große monumentale Bogen am Corso Dante bildet den Eingang zur Altstadt von Molfetta. Heben Sie den Blick und stellen Sie sich das majestätische Tor vor, während es sich geräuschvoll in den heute noch sichtbaren Angeln dreht. Die Stadt war seit jeher eine Brücke zum Orient und wurde einst auf einer elliptischen Landzunge erbaut, welche ihre städtebauliche Entwicklung beeinflusste.
Wir beginnen unseren Spaziergang durch die Stadt auf der Via Piazza, der Hauptstraße, von der auf jeder Seite 7 Straßen abgehen. Diese sich eng und verschlungen und schützen im Winter vor dem kalten Nordwind und im Sommer vor der unbarmherzig brennenden Sonnen.
Der fischgrätenartige Grundriss, ein Ergebnis der jahrhundertelangen städtebaulichen Verdichtung hat zwei Verbindungsstellen, eine ist die Piazza Municipio [Rathausplatz] und die andere der Duomo di San Corrado [Dom des Hl. Konrad], eine antike Kathedrale am Meer und ein wertvolles Juwel der apulischen Romanik.
Bei einem Spaziergang auf der Via Piazza bemerkt man die von reizenden Läden belebten Straßen, in denen man häufig Kunsthandwerker bei der Arbeit antreffen und deren Waren kaufen kann. Wenn Sie sich umsehen, werden Sie hingerissen sein von den kleinen romantischen schmiedeeisernen Balkonen, Nischen, Basreliefs, architektonischen Details und zu Ihrer Rechten von der harmonischen Fassade der Kirche des Hl.
Andreas mit seiner eleganten Rosette in Form eines Steuerrads, vier Hochreliefs mit geflügelten Gesichtern und den Adelswappen der Familie De Judicibus, den Erbauern der Kirche, wie auf einer Inschrift auf dem Kranzgesims im Inneren der schmucklosen Kapelle aus dem 16. Jahrhundert zu lesen ist: „Er schuf und gestaltete die Kirche der Heimsuchung für sich und die Seinen “. Ein wenig weiter vorne, an der Kreuzung mit der Via Mammoni taucht plötzlich eine eigenartige Eckstatue auf, beinahe eine Sphinx.
Der exotische Name der Straße erinnert an Mammon, den Gott des Geldes aus der aramäischen Mythologie. Im Wörterbuch und im Volksgebrauch werden als „Mammoni“ jene schrecklichen Wesen bezeichnet, die als Kinderschreck dienten. Wenn Sie Lust haben, können Sie sich auf die Suche nach weiteren solcher Monster an den Portalen der Altstadt machen. Am Ende der Hauptstraße befindet sich der Bogen des Hl. Nikolaus (Arco di San Nicola), wo sie die Fresken der Madonna dei Martiri[Madonna der Märtyrer], des Hl.
Konrad und des Hl. Nikolaus von Bari aus dem 16. und 17. Jahrhundert bewundern können. Der Heilige aus dem Orient wird in Molfetta sehr verehrt, er ist vor allem bei den Kindern sehr beliebt, da er ihnen am 6. Dezember Geschenke bringt. Wenn Sie auf der Via Sant’Orsola weitergehen, erreichen Sie die „Palazziata a mare” (Gebäude mit Innenhof), die aus einer Reihe dicht gedrängter Gebäude besteht, die zum Meer hin blicken und einst eine Verteidigungsfunktion innehatten.
Über den Palazzo Galante Gadaleta kommt man zum Torrione Passari. Der zylindrische bewehrte Steinturm stammt aus dem Jahr 1512 und blickt aufs Meer. Die drei Geschütze auf dem Grund des Turms erinnern daran, dass es einst nötig war, die Stadt vor den Angriffen der Türken zu schützen, die vom Meer her kamen. Wir folgen der Treppe, die uns auf die Spitze des Turmes führt. Hier können wir endlich die Meeresbrise genießen und mit einem Blick das atemberaubende Panorama der gesamten Küste von Molfetta überschauen. Der Torrione wird heute als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst genutzt.
Beim Weitergehen kommt man an der Chiesa di Santa Maria del Principe[Kirche der Hl. Maria des Fürsten] vorbei, besser bekannt unter dem Namen Chiesa della Morte (Kirche des Todes). Sie trägt diesen Namen, da die gleichnamige Erzbruderschaft hier ihre Begräbnisse abhält. Ein Besuch der Kirche zahlt sich aus. Beim Verlassen der kleinen Kirche aus dem 17.
Jahrhundert, beachten Sie die wertvolle Diamantquaderbossierung und das entzückende Basrelief der Madonna della Tenerezza[Madonna der Zärtlichkeit], die die Fassade des Palazzo Nesta zieren. Nachdem Sie den Giardino delle Aloe (Garten der Aloen) durchquert haben, liegt die Piazza Municipio vor Ihnen. Zur Rechten erhebt sich der Palazzo Giovene, ein pompöses Gebäude aus der Renaissance mit einem reich verzierten Portal. In seinem Inneren befinden sich die Galleria di Arte Contemporanea[Galerie der zeitgenössischen Kunst] und die Civica Siloteca [Holzbibliothek] Zur Linken führt eine Tür in den Sala dei Templari (Templersaal), ein letztes Überbleibsel der Kirche des mächtigen Ordens. Wir empfehlen Ihnen, auf dieser „Piazza“, die früher Piazza del Castello hieß, nach dem Wehrbau, der sich einstmals dort erhob, in einem der Lokale mit Tischen im Freien Einkehr zu halten und ein kühles Getränk oder ein Eis zu genießen.
Bevor Sie Ihren Spaziergang in Richtung Hafen fortsetzen, statten Sie der sehenswerten barocken Chiesa di San Pietro (Kirche des Hl. Petrus) in der gleichnamigen Via San Pietro einen Besuch ab. Der Kontrast zwischen der engen Gasse und der mächtigen Kirchenfassade mit dem prächtigen Kirchturm aus örtlichem Naturstein wird Sie beeindrucken. Die Kirche hat den Grundriss eines Griechischen Kreuzes und eine zentrale Kuppel. Der Kirchenraum ist mit Stuckverzierungen aus dem 17.
Jahrhundert ausgeschmückt und durch einen Chorkranz mit gewölbten Gittern aufgelockert, hinter denen die Klausurnonnen einst den Gottesdiensten beiwohnten.
Bevor Sie der Altstadt den Rücken kehren, empfehlen wir Ihnen, noch ein wenig die engen Gässchen mit den prächtigen Portalen, eindrucksvollen Arkadenhöfen und Brunnen zu erkunden und, warum nicht, den Geist vergangener Zeiten in sich aufzunehmen, der hier noch zu spüren ist. Gehen Sie dann von der Piazza Municipio an der antiken Stadtmauer entlang und an der erhabenen Kathedrale zu Ihrer Linken vorbei, so erreichen Sie den Stadtteil aus dem 17. Jahrhundert und die Banchina Seminario (Kai).
Hier steht auch der Duomo di San Corrado (Dom des Hl. Konrad) mit seiner strahlend weißen Fassade, den drei Kuppeln und zwei Kirchtürmen. Der meerseitige Kirchturm diente auch als Wachturm. Von dort wurde die Bevölkerung bei Nacht mit Lichtzeichen und bei Tag mit Rauchzeichen vor Gefahren gewarnt, die vom Meer her kamen. Von hier hat man freien Blick auf das große Hafenbecken und auf die Basilica della Madonna dei Martiri[Basilika der Madonna der Märtyrer]mit dem angeschlossenen Ospedale dei Crociati [Spital der Kreuzfahrer] auf der anderen Seite der Bucht. Der Name täuscht, weil die Kreuzfahrer niemals von diesem Hafen ausschifften. Hier wurden nur Pilger beherbergt, die auf der Reise ins Heilige Land waren oder aus dem Orient hier nach Apulien kamen und der der Via Francigena [Frankenweg] folgten.
Hier fanden sie eine Unterkunft und konnten ihre müden Glieder von der langen Reise ausruhen und die von Lord Byron, dem englischen Dichter und Liebhaber des Orients besungenen Sonnenuntergänge bewundern. Um das Ospedale dei Crociati zu erreichen folgen Sie der Banchina San Domenico. Auf Ihrem Weg dorthin statten Sie der kleinen Schokoladenmanufaktur und Konditorei einen Besuch ab, es zahlt sich aus. Wenn Sie hingegen eher salzige Leckerbissen bevorzugen, empfehle ich Ihnen auf der Via Madonna dei Martiri weiterzugehen. Der Duft von frischem Brot aus dem Holzofen und warmen “Taralli pugliesi” wird Sie überraschen und zur Bäckerei führen. Köstliche belegte Brote finden Sie in einem hübschen kleinen Geschäft an der Ecke zur Via San Francesco d’Assisi. Biegen Sie in die Viale dei Crociati ein, am Ende der Straße sehen Sie dann die Basilica della Madonna dei Martiri [Basilika der Madonna der Märtyrer].
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